Transparenz über alles: Warum offene Kommunikation die Zukunft der Arbeitswelt ist

Rasmus Risse
Rasmus Risse
Lesezeit:ca. 5 Minuten

„Über Geld spricht man nicht" – dieser Satz hat Generationen von Arbeitnehmern geprägt und Arbeitgebern in die Hände gespielt. Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Erwartungen an eine moderne Unternehmenskultur. Bei IDENTIC Projects haben wir uns bewusst für einen anderen Weg entschieden: Vollständige Transparenz in allen Bereichen unserer Zusammenarbeit.

Das alte Spiel: Intransparenz als Machtinstrument

Jahrzehntelang funktionierte das System nach einem einfachen Prinzip: Wer keine Informationen hat, kann nichts fordern. Arbeitgeber nutzten die Geheimniskrämerei rund um Gehälter strategisch aus. Der neue Kollege verdient vielleicht 20% weniger als jemand mit vergleichbarer Qualifikation, aber zehn Jahren Betriebszugehörigkeit – und niemand würde es erfahren.

Diese Intransparenz führte zu absurden Situationen: Hochqualifizierte Mitarbeiter, die den größten Mehrwert schaffen, erhielten teilweise weniger Gehalt als langjährige Kollegen, deren Leistung längst stagnierte. Das Tabu „Gehalt" verhinderte gerechte Vergütung und schützte ineffiziente Strukturen. Wer nicht weiß, was möglich ist, kann auch nicht einfordern, was ihm zusteht.

Doch hier liegt eine gefährliche Illusion: Wenn mangelnde Transparenz der einzige Grund ist, warum dein Geschäftsmodell noch funktioniert, solltest du nicht darauf hoffen, dass es so bleibt – sondern dein Business grundlegend überdenken. Strukturen, die nur im Dunkeln überleben, haben keine Zukunft.

Balkon, 7 Leute, Meeting draußen

Die Welt hat sich verändert

„Informationen sind das neue Gold" – dieser Satz wurde in den letzten Jahren geradezu inflationär verwendet. Doch das gilt nicht nur für Unternehmensdaten oder Marketinganalysen. Es gilt vor allem für die Informationen, die unsere Arbeitswelt betreffen.

Die Generation Z und die nachfolgenden Generationen wachsen in einer Welt auf, in der Informationen jederzeit und überall verfügbar sind. Transparenz ist kein Luxus mehr, sondern eine Grunderwartung. Ob Produktbewertungen, Unternehmensinformationen oder Gehaltsdaten auf Plattformen wie Glassdoor – die Kultur des Schweigens bröckelt.

Diese jungen Talente werden sich nicht mehr damit zufriedengeben, dass man „über sowas nicht spricht". Sie erwarten von ihren Arbeitgebern die gleiche Offenheit, die sie aus dem Rest ihres digitalen Lebens kennen. Unternehmen, die an alten Machtstrukturen festhalten, werden im War for Talents das Nachsehen haben.

Unser Weg: Radikale Transparenz bei IDENTIC Projects

Bei IDENTIC Projects haben wir uns bewusst für einen kompromisslosen Ansatz entschieden: Alle Dokumente sind intern für jeden zugänglich. Jedes Teammitglied kann die Geldein- und -ausgänge der anderen einsehen. Kein verstecktes Gehaltsgefüge, keine geheimen Bonuszahlungen, keine Informationsasymmetrie.

Das klingt für viele radikal – und das ist es auch. Aber es funktioniert. Und zwar nicht trotz, sondern wegen dieser Offenheit.

Vertrauen als Fundament

Diese Art der Transparenz funktioniert nur mit Vertrauen – und genau darin liegt ihre Stärke. Vertrauen ist die Basis jeder guten Zusammenarbeit. Wer miteinander arbeitet, sollte sich aufeinander verlassen können. Transparenz schafft dieses Vertrauen nicht nur, sie setzt es auch voraus.

Wenn jeder weiß, was die anderen verdienen, entstehen ehrliche Gespräche über Wertschöpfung und Vergütung. Plötzlich muss niemand mehr raten oder spekulieren. Die Frage „Bin ich fair bezahlt?" kann objektiv beantwortet werden.

Die positiven Effekte

Was zunächst nach einem Risiko klingt, entpuppt sich in der Praxis als enormer Vorteil:

Gerechtigkeit wird messbar: Wenn alle Gehälter offen sind, muss jede Vergütungsentscheidung nachvollziehbar sein. Das zwingt zu fairen Strukturen.

Leistung wird sichtbar: Wer mehr leistet und mehr Verantwortung trägt, sollte auch mehr verdienen. In einem transparenten System wird das für alle ersichtlich und nachvollziehbar.

Konflikte werden vermieden: Gerüchte und Spekulationen über unfaire Behandlung entstehen gar nicht erst, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen.

Motivation steigt: Wer sieht, dass Leistung fair honoriert wird, ist motivierter, sich weiterzuentwickeln und mehr Verantwortung zu übernehmen.

Recruiting wird ehrlich: Wir können potenziellen Mitarbeitern von Anfang an transparent zeigen, wie bei uns vergütet wird. Das schafft Vertrauen schon vor dem ersten Arbeitstag.

Weiß, Transparenz

Die Herausforderungen

Natürlich ist dieser Weg nicht ohne Herausforderungen. Transparenz erfordert Mut – von beiden Seiten. Als Arbeitgeber muss man bereit sein, Entscheidungen zu rechtfertigen und sich einer ständigen Überprüfung zu stellen. Als Arbeitnehmer muss man akzeptieren, dass auch die eigene Vergütung für alle sichtbar ist.

Es braucht eine Kultur, in der offen über Geld gesprochen werden kann, ohne dass Neid oder Missgunst entstehen. Es braucht klare Kriterien, nach denen Gehälter festgelegt werden. Und es braucht die Bereitschaft aller Beteiligten, diese Offenheit konstruktiv zu nutzen.

Der Blick nach vorne

Transparenz ist kein Trend, sondern die logische Konsequenz einer Entwicklung, die längst begonnen hat. Unternehmen, die heute noch auf Intransparenz setzen, werden morgen Schwierigkeiten haben, talentierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Die nächsten Generationen werden nicht akzeptieren, was ihre Eltern noch hingenommen haben. Sie fordern zu Recht ein, was ihnen zusteht – und dafür brauchen sie Informationen. Jeder sollte das fordern können, was er oder sie verdient. Und jeder sollte die Möglichkeit haben, zu überprüfen, ob das der Fall ist.

Bei IDENTIC Projects haben wir uns für diesen Weg entschieden, weil wir überzeugt sind, dass er nicht nur der fairere, sondern auch der erfolgreichere ist. Transparenz schafft Vertrauen, Vertrauen schafft Zusammenhalt, und Zusammenhalt schafft Erfolg.

Die Zukunft der Arbeit ist transparent. Und das ist gut so.

Rasmus Risse

Profil

Rasmus Risse

Full Stack Softwareentwickler & AI Workflow Specialist